Den Strukturwandel gestalten

Das ehemals größte und modernste Logistikzentrum der Welt, die Hamburger Speicherstadt, ist heute ein lebendiges City-Quartier. Zwar gibt es noch viele „klassische“ Lagerhalter, die Tee und Kaffee verkosten oder mit Teppichen handeln. Mittlerweile tummeln sich in den Speicherblöcken aber Touristen und Museumsbesucher, Werber, Mode-Einkäufer, Gründer und seit 2014 auch Hotelgäste.

Das erste Hotel in der Speicherstadt (rechts) eröffnete 2014.

Die Eröffnung des ersten Hotels in der Speicherstadt war eines von vielen wegweisenden Projekten zur Entwicklung des Quartiers. Für HHLA Immobilien ist die nachhaltige Entwicklung der Gebäude der beste Denkmalschutz. Um ein so einzigartiges Quartier wie die Hamburger Speicherstadt dauerhaft zu erhalten, müssen die insgesamt 300.000 m2 Nutzfläche ständig weiterentwickelt werden.

Der Spagat zwischen der Bewahrung des traditionellen Bestands und einer vitalen Neuausrichtung ist nicht immer einfach. Aber schließlich verfügt die HHLA als Eigentümerin über mehr als 135 Jahre Erfahrung im Umgang mit den historischen Speicherbauten.
 

Seit 1991 als Ensemble unter Denkmalschutz

Die „Neuerfindung“ der Speicherstadt, die seit 1885 ein bedeutender Teil des modernen Hafens war, begann mit einem ersten radikalen Versuch des Hamburger Senats 1988. Er beschloss ein Konzept zur Privatisierung der Speicherstadt, damals noch zu 90 Prozent als Lagerfläche vermietet. Der Widerstand der Teppichhändler, Quartiersleute und Schiffsausrüster wie auch der Stadtöffentlichkeit kam heftig und für den Senat unerwartet. Er ließ seine Pläne schnell fallen und stellte 1991 die Speicherstadt als Ensemble unter Denkmalschutz. Privatisiert wurde nur das Areal an der Kehrwiederspitze.

In den folgenden Jahren beschleunigte sich der Strukturwandel, denn die Logistik wanderte fast vollständig in den Hafen und andere Gewerbegebiete ab. Stadtplaner begannen, das Potenzial dieser urbanen Ressource wahrzunehmen. Wohin die Reise gehen könnte, hatte neben ersten Büroumbauten im Speicher Block D bereits 1997 die große Ausstellung „Titanic – der Mythos“ gezeigt.
 

Luftbild der Speicherstadt aus den 70er Jahren, als der Komplex noch ein aktiver Teil des Freihafens war. Vorne der HHLA-Kaispeicher A, der zur Elbphilharmonie umgebaut wurde.

Öffnung für attraktive innerstädtische Nutzung

Die HHLA entschied sich 2001 für eine aktive Rolle bei der Entwicklung der Speicherstadt. Das Quartier sollte eine Brücke schlagen zwischen der bisherigen Hamburger Innenstadt und der neuen HafenCity. Öffnung für innerstädtische Nutzung bei gleichzeitiger Bewahrung des einmaligen historischen Charmes. Beides ist HHLA Immobilien als Projektentwickler und Vermieter gelungen.

Eine wichtige Grundlage für die erweiterte Nutzung wurde am 13. September 2012 gelegt, als die Hamburgische Bürgerschaft die Speicherstadt aus dem Hafengebiet entließ. Damit ist sie nicht mehr für „hafenspezifische Nutzungen“ reserviert, die weitere Entwicklung wird erheblich einfacher.
 

Kultur und Kaffee in die Speicher

Prägend für den Strukturwandel ist die vielfältige Kultur- und Kreativszene mit Flaggschiffen wie dem Miniatur Wunderland, mit Werbeagenturen, einer großen Zahl von Showrooms für Modelabel und vergünstigten Räumlichkeiten für die Kreativ- und Startup-Szene. Die Mieter schätzen das besondere Flair der hohen Backsteinbauten im neo-gotischen Stil, eingerahmt von Kanälen und Fleeten mit ihren wechselnden Tide-Wasserständen.

Trotz allem Charme bieten die alten Blöcke weiterhin beste Bedingungen für die Lagerung insbesondere empfindlicher Waren. Dank der Teppichhändler ist die Speicherstadt das größte Orientteppichzentrum der Welt. In der Kaffeerösterei Kehrwieder 5, direkt neben dem Miniatur Wunderland, wird Kaffee mitten im großen Gastraum geröstet. Mit Café, Rösterei und Shop lebt das einst wichtigste Handelsgut der Speicherstadt wieder auf. Solche Mieter, die produzieren oder lagern, sucht HHLA Immobilien gezielt.

Damit Speicherstadt lebt und sich fortlaufend wandelt, sanieren die HHLA-Entwickler sensibel die historische Bausubstanz. Im Dialog mit neuen Nutzern beachten sie die strengen Auflagen der Denkmalpflege, etwa den Erhalt charakteristischer Elemente wie Gusseisenfenster oder Balkendecken. Gleichzeitig denken sie weit voraus, an langfristigen Substanzerhalt und künftige Lebenszyklen.

In den ehemaligen Speichern entstanden modern ausgestattete und begehrte Büroflächen, hier in der HHLA-Zentrale.

Lebendige Geschichte

Der Freihafenstatus, mit dem das historische Quartier von 1888 bis Ende 2002 von der Innenstadt getrennt war, spielt schon lange keine Rolle mehr. Nur sorgfältig erhaltene Reste des alten Zollzauns und ein Kontrollpunkt mit Puppen-Zöllnern erinnern noch daran. Die Vergangenheit bleibt in einer Vielzahl von Museen und Ausstellungen lebendig.

Als Würdigung der besonderen Geschichte wurden die Speicherstadt und das benachbarte Kontorhausviertel mit dem Chilehaus 2015 von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt. Nur die Besten unter den herausragenden Zeugnissen der Menschheits- und Naturgeschichte dürfen diesen Titel tragen, in Hamburg ist es das erste Denkmal dieser Art. HHLA Immobilien muss also in den letzten Jahrzehnten vieles richtig gemacht haben – und wird natürlich nicht von diesem Weg abweichen!