19.02.2020

HVCC, Wärtsilä und Carnival realisieren Echtzeit-Datenaustausch zwischen Schiff und Hafen

Verlässliche Schiffsankünfte, eine noch effizientere Schiffsabfertigung und Hafenlogistik sowie reduzierte Treibstoffverbräuche und -emissionen – das sind die Ziele eines gemeinsamen Digitalisierungsprojekts von HVCC Hamburg Vessel Coordination Center mit dem maritimen Technologieunternehmen Wärtsilä und dem Kreuzfahrtkonzern Carnival. Details wurden heute erstmals auf der Konferenz Smart Ports Summit in London vorgestellt.

Häfen sind die Knotenpunkte weltumspannender Transportströme. Wenn die Schiffe an den Terminals festmachen, dann ist die landseitige Logistik minutiös darauf vorbereitet und bis ins Detail durchgeplant. Das gilt für Fracht- wie auch für Passagierschiffe. Erreicht beispielsweise ein Kreuzfahrer den Hamburger Hafen, dann muss der Passagierwechsel von bis zu 6.000 Reisenden vorbereitet sein. Dutzende Busse, Züge, Flüge, gegebenenfalls auch hunderte Hotelzimmer, sind gebucht, Ausflüge organisiert. Schiffsausrüster stehen bereit, um das Schiff mit frischen Lebensmitteln, Verbrauchsgütern und technischem Material zu versorgen. Kommt es zu einer Schiffsverspätung, kann dies finanzielle Folgen haben.

Seit über zehn Jahren optimiert das HVCC Hamburg Vessel Coordination Center als zentrale, neutrale und überbetriebliche Koordinationsstelle Schiffsverkehre, die sich im Zu- und Ablauf des Hamburger Hafens befinden – egal, ob Großcontainerschiff, Bulker, Kreuzfahrt-, Feeder- oder Binnenschiff.

Im vergangenen Jahr hat das HVCC über 3.200 Großschiffe im Zulauf auf den Hamburger Hafen koordiniert. Im Rahmen der sogenannten Passageplanung ermittelt das HVCC die ideale Ankunftszeit (RTA Requested Time of Arrival) eines Schiffs bei der Elbansteuerung. Dabei beachtet die Koordinierungsstelle Faktoren wie Liegeplatzbelegung, Begegnungsverkehre, Tide und Wetter und stimmt das operative Lagebild mit den zuständigen Behörden ab – lange bevor das Schiff den Transit nach Hamburg antritt. Auf Basis der ermittelten RTA-Daten kann die Reederei beziehungsweise die Schiffsführung die Reisegeschwindigkeit und -route für eine punktgenaue Ankunft anpassen. Gleichzeitig können Terminals und weitere Hafendienstleister ihre Planungen vorbereiten. Verlässliche Ankunftszeiten, eine optimierte Hafenlogistik und Ressourcenplanung sowie die Reduzierung von Treibstoffverbräuchen und Emissionen sind die daraus resultierenden Vorteile.

Optimierte Schiffsanläufe durch digitalen Datenaustausch

HVCC hat nun gemeinsam mit dem maritimen Technologieanbieter Wärtsilä und mit dem Kreuzfahrtkonzern Carnival die Passageplanung weiterentwickelt und eine weltweit einmalige digitale Lösung für Just-in-Time-Schiffsanläufe getestet. In Zuge dessen wurde erstmals der direkte Echtzeit-Datenaustausch zwischen Hafen und Schiff unter realen Bedingungen für einen dynamisch optimierten Hamburg-Anlauf realisiert. Die ersten Live-Einspielungen erfolgten bei der M/S „AIDAperla“ und der M/S „AIDAsol“, die den Hamburger Hafen regelmäßig besuchen. Dabei wurden die Daten zwischen dem HVCC und dem Fleet Operation Center der Carnival Maritime GmbH in Hamburg über die von Wärtsilä entwickelte digitale Plattform Navi-Port direkt in die elektronische Seekarte (ECDIS) der Kreuzfahrtschiffe eingespeist. Der ständige dynamische Datenaustausch in Echtzeit verbessert die Koordination und ermöglicht automatische Kurs- und Geschwindigkeitsänderungen, falls sich die Bedingungen im Hafen während einer Reise ändern sollten. Begleitet wird das innovative Projekt von der Klassifikationsgesellschaft Bureau Veritas, die die Erfüllung der Cyber-Sicherheitsanforderungen sicherstellt. Darüber hinaus gehört die international renommierte Unternehmensberatung HPC Hamburg Port Consulting mit ihrer Expertise im hafenseitigen Projektmanagement zum Team.

HVCC-Geschäftsführer Gerald Hirt: „Das HVCC setzt seit jeher auf die Entwicklung digitaler Kollaborationslösungen. Für uns bedeutet die ‚Passageplanung 2.0‘ einen weiteren Schritt in der intelligenten Schiffskoordination und Digitalisierung der Hafenlogistik.“

Michael Salzmann, Senior Nautical Superintendent, Carnival Maritime: „Wir haben uns verpflichtet, die Kreuzfahrt nachhaltiger zu gestalten. Deshalb begrüßen wir die Entwicklung neuer und effizienterer Technologien. Wir haben die Lösung mit zwei unserer Schiffe getestet. Die Wärtsilä-Navigationssysteme an Bord waren direkt mit dem HVCC verbunden, was eine kontinuierliche Kommunikation ermöglichte, sodass die Schiffe Just in Time in Hamburg ankamen. Hervorragend.“

Torsten Büssow, Direktor von Wärtsilä Voyage: „Der Ansatz von Wärtsilä zielt darauf ab, Ineffizienzen im Schiffsbetrieb zu eliminieren. Die enge Zusammenarbeit zwischen den unterschiedlichen Akteuren der maritimen Industrie ist ein Schlüsselfaktor. Dieses Projekt zeigt einmal mehr, was gewonnen werden kann, wenn die Industrie transparent kooperiert.“

Najmeh Masoudi, Technology Leader - Smart Ships, Bureau Veritas: „Konnektivität ermöglicht neue Arbeitsweisen. Als Klassifikationsgesellschaft spielt Bureau Veritas eine wichtige Rolle, um sicherzustellen, dass die Schifffahrtsindustrie neue Technologien sicher einführt.“ 

Nach den erfolgreichen Tests im Kreuzfahrtsegment ist die Ausweitung auch auf die Frachtschifffahrt geplant. Gespräche mit Containerreedereien wurden bereits aufgenommen. „Perspektivisch könnten auch weitere Hafenstandorte diesen Service des HVCC nutzen“, so Hirt. Das Potenzial zur weiteren Vernetzung sei mit weltweit rund 3.000 Seehäfen und 100.000 Handelsschiffen enorm.

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Foto: Dietmar Hasenpusch

M/S „AIDAsol" beim Einlaufen in den Hamburger Hafen.

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