Von der Steckkarte zur einheitlichen Software

Thomas Schütz leitet ein Projekt, das man gar nicht genug wertschätzen kann: die Einführung der einheitlichen Software N4 auf den Hamburger Containerterminals der HHLA.

Er hat sie tatsächlich noch kennengelernt, die legendäre Steckkarte, mit deren Hilfe das Containerlager verwaltet wurde. „Die Nummer jeder Stahlbox wurde auf einer Pappkarte notiert“, erzählt Thomas Schütz. „Über Sprechfunk wurde dann der Stellplatz des Containers festgelegt und seine Karte an den entsprechenden Ort auf einer Übersichtstafel gesteckt.“ 

Als Verantwortlicher des N4-Projekts soll der 53-Jährige nun dafür sorgen, dass die HHLA-Containerterminals auch die letzten, überfälligen Schritte aus der Vergangenheit in die Zukunft gehen. Die neue Terminalsoftware N4 zur Administration, Planung und Steuerung soll auf den drei Hamburger Containerterminals der HHLA für eine zukunftssichere, durchgängige und einheitliche Basis des Terminalbetriebs sorgen.

"Eines der wichtigsten HHLA-Projekte"

„Das ist eines unserer wichtigsten Projekte bei der HHLA“, sagt Schütz. „Wenn die Umstellung nicht klappt, können wir mit unseren alten Systemen bald keine Schiffe mehr abfertigen.“ Deshalb ist er im Sommer 2017 aus der Geschäftsführung des CTB in eine Büroetage voller eifriger Projektmanager, Fachleute für den Terminalbetrieb und Softwarespezialisten gewechselt. 

Schon 1991, als Schütz seine Diplomarbeit auf dem HHLA Container Terminal Burchardkai (CTB) schrieb, waren die Abläufe nur noch das letzte Zucken einer analogen Terminalsteuerung. „Wir haben seitdem einen Digitalisierungsschub in gigantischen Dimensionen erlebt“, sagt der Mann, der die Digitalisierung im Unternehmen in vielen Positionen selbst geplant und vorangebracht hat. 

Was für ihn mit seinem Diplomthema „Optimierte Einsatzsteuerung von Van Carriern“ begann, führt er derzeit als Leiter des Großprojekts „Einführung von N4“ fort. Schütz liebt die Herausforderung, und Großprojekte haben ihn sein gesamtes Berufsleben begleitet. Einige davon waren wegweisend und wurden in den ersten Jahren von ihm als Mitarbeiter der HPC Hamburg Port Consulting betreut. 

Das Beratungsunternehmen der HHLA stellte ihn nach dem Studium ein, und Schütz durfte am CTB gleich an der weltweit ersten Containerpositionierung mit Hilfe von Satellitendaten und systemischer Stellplatzvergabe mitwirken. Tschüss Steckkarte, her mit den Daten!

Bis nach Honduras und zurück nach Hamburg

Für die HPC bereiste er die maritime Welt und machte 1998 in Honduras einen längeren Zwischenstopp, ausgerechnet während der Hurrikan „Mitch“ Mittelamerika verwüstete. „Fließendes Wasser gab es nur vom glücklicherweise noch vorhandenen Dach, aber das war eine sehr spannende Erfahrung“, resümiert Schütz. Als sein zweites Kind geboren wurde, fehlte seiner Familie allerdings langfristig die Perspektive. Deshalb zog man zurück nach Hamburg, zurück zu HPC und der HHLA. 

Dort wurde gerade mit Hochdruck ein Logistikkonzept für CTA geplant, den modernsten Containerterminal der Welt. Extrem spannend sei dies gewesen, erinnert sich Schütz, der für die Einbindung des Hinterlands in die Prozesse und IT-Architektur zuständig war. Auch die nächste Aufgabe am CTB war anspruchsvoll. Als Projektleiter des Ausbauprojekts leistete Schütz einen wichtigen Beitrag, damit der Burchardkai seine Kapazität verdoppeln konnte. 

Irgendwann stellte sich die HHLA die Frage, warum Schütz eigentlich für HPC arbeite? Schließlich hatte er den größten Teil seiner Berufszeit auf Terminals der HHLA verbracht. Also wurde er fest angestellt und leitete zunächst die Terminalentwicklung auf dem CTB. Mit seinem Team führte er das heute etablierte Steuerungssystem ITS des neuen, komplett vernetzten Leitstands ein. Nach einigen Jahren in operativer Verantwortung für den Leitstand und CTB sowie als Mitglied der CTB-Geschäftsführung zog es ihn schließlich zum Megaprojekt N4. 

Der in Lübeck geborene und in Hamburg-Barmbek aufgewachsene Schütz lebt heute in der Nähe von Lüneburg. Er schätzt die Ruhe der dörflichen Idylle, wo er abends mit seinem Hund spazieren gehen kann. Die Hektik des Alltags fällt dann schnell von ihm ab.