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Es ist technisch möglich und wirtschaftlich sinnvoll, die Batterien für Transportfahrzeuge dann zu laden, wenn Ökostrom-Spitzen im Netz vorhanden sind. Das ist das zentrale Ergebnis des Forschungsprojekts BESIC, das in den vergangenen dreieinhalb Jahren den HHLA Container Terminal Altenwerder im Hamburger Hafen in ein Freiluftlabor der Energiewende verwandelt hat.
Am HHLA Container Terminal Altenwerder (CTA) befördern automatisierte Schwerlastfahrzeuge Container zwischen Schiff und Lager. Zehn von ihnen fahren mit Batterien, die mit Ökostrom-Spitzen geladen werden: Im Rahmen des Forschungsprojekts Batterie-Elektrische Schwerlastfahrzeuge im Intelligenten Containerterminalbetrieb (BESIC) wurde ein Batterienverwaltungssystem entwickelt, das im Datenaustausch mit den Lastprognose-Systemen des Stromanbieters Vattenfall und dem Terminalsteuerungssystem des CTA dafür sorgt, dass die Batterien in der Batteriewechselstation immer zum sowohl ökologisch wie auch operativ optimalen Zeitpunkt geladen werden.
Darüber hinaus konnte auch gezeigt werden, dass dieses gesteuerte Laden nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern auch wirtschaftlich interessant ist. BESIC hat bewiesen, dass batteriebetriebene Schwerlastfahrzeuge (Automated Guided Vehicles, kurz AGVs, von Terex Port Solutions) wirtschaftlicher betrieben werden können als diesel-elektrische AGVs – wenn eine realistische Schätzung der Energiepreise zugrunde gelegt wird. Die Anschaffungskosten für die Batterie-AGVs inklusive Batterien und Wechselstation sind zwar höher, aber über die Jahre rechnen sie sich durch niedrigere Energie- und Wartungskosten.
„Es freut mich sehr, dass wir in Altenwerder beweisen konnten, dass eine intelligente Ladestrategie zu deutlichen Betriebskosteneinsparungen führen kann. Dies ist richtungsweisend für verwandte Anwendungsbereiche, wie beispielsweise den Betrieb von Elektrobussen im öffentlichen Personennahverkehr oder von batteriebetriebenen Vorfeldfahrzeugen auf Flughäfen. Damit haben wir mit BESIC den innovativen Beitrag zur Energiewende geleistet, den wir uns von Anfang an erhofft hatten“, sagt Boris Wulff, BESIC-Projektleiter am Container Terminal Altenwerder der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA).
Die Ergebnisse des Forschungsprojekts könnten in naher Zukunft sogar bei weiteren Großkunden ankommen, wie Dr. Oliver Weinmann, Geschäftsführer der Vattenfall Europe Innovation GmbH, erklärt: „Energiewende trifft Industrie 4.0. Wir haben im Projekt BESIC ein Konzept entwickelt und mit automatisierten Systemen umgesetzt, mit dem die HHLA ihre Nachfrageflexibilität am Energiemarkt nutzen und ihre Fahrzeuge günstig laden kann. Was am CTA hervorragend funktioniert hat, steht nun auch bundesweit solchen hochautomatisierten Kunden zur Verfügung.“
Zusätzlich haben die BESIC-Partner in Altenwerder unterschiedliche Batterien im Praxistest verglichen. Neben den herkömmlichen Blei-Batterien kam dabei Lithium-Ionen-Technologie zum Einsatz: Die Lithium-Nickel-Mangan-Kobaltoxid-Batterie und die Lithium-Metall-Polymer-Batterie haben jeweils eine Kapazität von knapp 210 Kilowattstunden – das entspricht etwa dem Zehnfachen der Akkuleistung eines kleinen Elektro-Pkws. Die Lithium-Ionen-Batterien wiegen rund vier Tonnen, also nur rund ein Drittel der Blei-Batterien. Das hat sich positiv auf den Energieverbrauch und die Energiekosten der AGVs ausgewirkt. Im Vergleich zu den Blei-Batteriesystemen ließ sich der Stromverbrauch im operativen Einsatz um mehr als ein Fünftel reduzieren. Der Einsatz der Lithium-Ionen-Batterien im Feldtest gibt Anstöße, die bisherige Batteriestrategie zu überdenken. Hierzu hat das Energie-Forschungszentrum Niedersachsen (EFZN) bereits ein neues Förderprojekt gestartet. Es wird seit dem 1. November 2016 im Batterietestzentrum des EFZN in Goslar unter der Leitung von Prof. Hans-Peter Beck bearbeitet.
Das im Januar 2013 gestartete Projekt BESIC wurde durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördert. Die Bundesregierung hat es zum Leuchtturmprojekt für Elektromobilität ernannt. Die vollständigen Ergebnisse sowie weitere Informationen zum Versuchsaufbau finden Sie im BESIC-Abschlussbericht, der auf hhla.de direkt unterhalb dieser Meldung als PDF zur Verfügung steht.