Der Gerätedoktor

Alex Meyer sorgt dafür, dass die Umschlaggeräte am Containerterminal CTA der Dauerbelastung standhalten.

24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche, 360 Tage im Jahr. Der Hamburger Hafen schläft nie. Bei Tag und bei Nacht wird an den Terminals der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) geladen, gelöscht, gestaut und bewegt. Während die Beschäftigten auf den Kaianlagen im Drei-Schicht-System rotieren, wird dem Umschlaggerät kaum eine Pause gegönnt: Containerbrücken, Portalkräne, Van Carrier und AGV, die fahrerlosen Containertransportfahrzeuge auf dem HHLA Container Terminal Altenwerder (CTA) – die schweren Maschinen sorgen ohne Unterlass dafür, dass die globale Transportkette nie abreißt, dass die deutsche Exportwirtschaft ihre Produkte in die Welt bringen kann, dass der Warenstrom nach ganz Europa stetig fließt. Stehen die Maschinen, wenn auch nur für kurze Zeit, dann gerät das System ins Stocken.

Menschen wie Alex Meyer sorgen dafür, dass die Umschlaggeräte am CTA, einem der modernsten Containerterminals der Welt, der Dauerbelastung standhalten. Er ist Entstörer beim Service Center Altenwerder (SCA). Die HHLA-Tochter stellt die Verfügbarkeit der Technik auf der Anlage rund um die Uhr sicher. Der gelernte Elektroniker für Betriebstechnik sitzt an seinem Schreibtisch und blickt auf die Bildschirme. Hier werden für jede einzelne Containerbrücke, für jeden Portalkran, für jedes AGV die eingehenden Störfälle angezeigt. Alex zeigt auf einen roten Eintrag: „Das ist nichts Aufregendes. Eine defekte Klimaanlage in einer Brückenkanzel“. Muss gemacht werden, hat aber keinen unmittelbaren Einfluss auf den Betrieb. Anders sieht es aus, wenn sich der CTA-Leitstand, von wo aus der gesamte Terminalbetrieb gesteuert wird, über Funk meldet. „Dann geht’s meistens sofort los.“ Beispielsweise, wenn eines der rund 100 Automated Guided Vehicles (AGV) nicht mehr rund läuft. Dann schnappt sich Alex seine Werkzeugtasche und sein Tablet, und raus geht’s auf die Transporderfläche, über die sich die fahrerlosen AGV wie von Geisterhand bewegen. In der Regel arbeiten die Entstörer in Zweier-Teams. Zum gesamten Entstördienst gehören 45 Mitarbeiter, die sich in drei Schichten abwechseln und eng mit den spezialisierten Geräteteams und dem Wartungsdienst zusammenarbeiten. Alex und seine Kollegen sind sozusagen die schnelle Eingreiftruppe des CTA. 

„Oft hat man schon eine Vorahnung, was das Problem ist, aber letztendlich weiß man nie, was der Tag bringt. Jeder hier im Team hatte schon mal einen Fall, den es vorher so noch nie gab“, meint der Gerätedoktor. Kreativität und auch ein gewisses Maß an Improvisationstalent sind hilfreich für einen Entstörer. Denn meist geht es nicht darum eine perfekte, sondern eine schnelle Lösung zu finden. 

Am Anfang – er ist seit anderthalb Jahren bei den Entstörern und gerade erst im Mai zum stellvertretenden Vorhandwerker befördert worden – sei der Druck schon ziemlich präsent gewesen. „Wenn man weiß, dass es nun an einem hängt, die Containerbrücke wieder zum Laufen zu bringen, damit die letzten Container geladen werden können und das Schiff noch planmäßig sein Tidefenster erreicht und rechtzeitig auslaufen kann, dann hat mich das schon nervös gemacht.“ Mittlerweile ist er da gelassener: „Ich blende das aus und konzentriere mich auf die Aufgabe“, sagt er und wirkt wie ein alter Hase. 

Mit so großen Maschinen zu arbeiten, sei schon cool. Gerade die gigantischen Containerbrücken haben es ihm angetan. „Die hat halt nicht jeder“, sagt Alex und grinst. Großes Spielzeug für große Jungs? Von wegen Spielzeug. Wo er hier arbeitet, vergisst er nie. Wenn hier ein Unfall passiert, dann kann das böse enden. „Hier passt jeder auf jeden auf. Arbeitssicherheit ist ein großes Thema.“ 

Es ist 15 Uhr, und für Alex ist die Frühschicht bald zu Ende. Dann geht es nach Hause, in Seevetal südlich von Hamburg. Die Maschinen laufen jedoch weiter, sie kennen keinen Feierabend. Aber es gibt ja Kollegen, andere Entstörer, die dafür sorgen, dass alles reibungslos weiterläuft am CTA. Denn – der Hamburger Hafen schläft nie.