12.12.2018

Schädlingsfreie Autoexporte nach Ozeanien

UNIKAI Lagerei- und Speditionsgesellschaft mbH, ein Tochterunternehmen der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA), hat eine weltweit einzigartige Technik entwickelt, um Fahrzeuge für den schädlingsfreien Export nach Australien und Neuseeland vorzubereiten. Dabei werden 40-Fuß-Reeferboxen in Heizcontainer umfunktioniert – eine flexible, mobile und ökologisch sinnvolle Lösung, die auch außerhalb Hamburgs auf großes Interesse stößt.

Sie ist etwa 15 Millimeter lang, schwarz-braun-gesprenkelt und der Alptraum der australischen Landwirtschaft – die braun marmorierte Stinkwanze. Das Insekt stammt ursprünglich aus Ostasien und hat seinen Weg über Nordamerika nach Südeuropa gefunden. Dort hat es bereits erhebliche Schäden angerichtet. Allein in Italien zerstörte diese Wanzenart in den vergangenen Jahren bis zu 40 Prozent der Kiwi-Ernte. Aus Sorge vor ähnlichen Folgen für ihre Landwirtschaft wollen Länder wie Australien und Neuseeland eine Invasion des Insekts unter allen Umständen verhindern.

Als der Stinkwanze in diesem Jahr erstmals der Sprung über die Alpen gelang, verschärften die ozeanischen Länder sofort ihre Einfuhrbestimmungen. Seit dem 1. September müssen Export­güter aus Deutschland mit Ziel Australien und Neuseeland besonders vorbereitet, das heißt, entweder begast oder wärmebehandelt werden. Davon betroffen sind auch alle Fahrzeuge, die das Hamburger Multipurpose-Terminal Unikai nach Down Under umschlägt.

„Gerade einmal acht Wochen hatten wir Zeit, um eine praktikable Lösung zu entwickeln“, sagt Unikai-Geschäftsführer Hartmut Wolberg. Bei Fahrzeugen wird die Wärmebehandlung bevorzugt. Eine Hallenkonstruktion, in der die Fahrzeuge vor der Verschiffung geparkt und dann die Umgebungsluft erwärmt wird, kam nicht in Frage. Eine solche Lösung wäre in der kurzen Zeit nicht umzusetzen gewesen, darüber hinaus zu energieintensiv und ökologisch ineffizient und auch zu unflexibel hinsichtlich der verschiedenen Fahrzeugtypen.

Unikai kriegt es gebacken: Wärmebehandlung bei über 50 Grad Celsius

Über mehrere Stunden müssen die Autos bei über 50 Grad Celsius erwärmt werden. Mit jeweils drei Messsonden wird festgestellt, dass die Mindesttemperatur überall am Fahrzeug erreicht wird, im Motorraum ebenso wie unter der Fußmatte. Wolberg: „Unsere technische Abteilung kam auf die geniale Idee, konventionelle Kühlcontainer in Heizcontainer umzufunktionieren.“ Reeferboxen hätten die idealen Abmessungen für Autos, seien grundsätzlich gut isoliert und würden die Luft­zirkulation fördern. „Außerdem sind sie sehr flexibel in der Anwendung. Jede Box kann individuell je nach Fahrzeugtyp beheizt werden. Reefercontainer sind schnell verfügbar. Und gibt es mal keinen Bedarf, dann können sie gestapelt und weggestaut werden, um Platz zu sparen, letztendlich sogar zurückgebaut und wieder als Kühlcontainer genutzt werden. Alles Vorteile gegenüber einer teuren Hallenkonstruktion“, so der Unikai-Geschäftsführer.

Die Techniker von Unikai haben ein entsprechendes Konzept erarbeitet, technische Umbau­maßnahmen vorgenommen und externe Heizquellen angeschlossen, um die Boxen zu beheizen. Außerdem wurde eine Softwarelösung zu Steuerung und Überwachung des Heating-Systems sowie zur Dokumentation entwickelt. Eine mobile App ermöglicht es den Mitarbeitern, sämtliche Prozesse in Echtzeit zu verfolgen.

Derzeit stehen bei Unikai 28 40-Fuß-Heizcontainer auf dem Gelände. Zwischen 1.500 und 2.000 Fahrzeuge werden vor jeder Verladung mit dem Heating-System bearbeitet. „In der ersten Saison haben wir auf diese Weise in Hamburg etwa 16.000 Autos für unsere Ozeanien-Kunden für den Export vorbereitet“, sagt Wolberg. Je nach Bedarf könne die Kapazität durch zusätzliche Heiz­container erweitert werden.

Unikai wird zum Ozeanien-Kompetenzzentrum

Da Unikai als zertifizierter Betrieb bei der australischen und neuseeländischen Regierung gelistet ist, stößt das intelligente System, das auch beim Patentamt angemeldet wurde, auf großes Interesse. Fahrzeugexporteure aus Japan, den USA oder auch Frankreich könnten die Heiz- container einsetzen, ist Wolberg überzeugt. Ebenso sind andere Logistikdienstleister aufmerksam geworden, denn auch Exportgüter wie beispielsweise Maschinen müssen gegen die kleinen Schädlinge behandelt werden. Doppelcontainer, die auch größere Packstücke aufnehmen können, gibt es bereits. Außerdem verfügt die HHLA-Tochter seit November dieses Jahres über eine behördlich genehmigte Halle, um Waren begasen zu können, die keine Wärme vertragen. „Wir wollen das Leistungsportfolio für unsere Kunden weiterentwickeln und Unikai als Ozeanien-Kompetenzzentrum ausbauen“, erklärt Wolberg.