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Das riesige blaue Containerschiff gleitet wie ein schwimmendes Hochhaus mitten durch Hamburg. Die letzten Seemeilen muss es an der Leine gehalten werden. Ein Schlepper vorne, einer hinten – so wird die 400 Meter lange „COSCO SHIPPING VIRGO“ über die Elbe bugsiert.
Gegenüber der Fischauktionshalle biegt sie steuerbords in den Vorhafen ab und wird gedreht. Am HHLA Container Terminal Tollerort (CTT) warten die Festmacher auf sie. Eine hoch spezialisierte Crew nimmt das schwere Seil auf, mit dem der Megafrachter an der Kaikante vertäut wird. Ungefähr dort verlief bis ins 19. Jahrhundert die Grenze zwischen dänischen und verschiedenen deutsch verwalteten Gebieten. Deshalb soll sich eine Hamburgische Zollstation („Toll“ für „Zoll“) am Tollerort befunden haben. Zu Hamburg gehört dieses Gebiet übrigens erst seit 1937.
Heute ist man am Tollerort auf Container spezialisiert. Die Krananlagen, gigantische Containerbrücken, können bei einem Anlauf von Schiffen wie der „COSCO SHIPPING VIRGO“ bis zu 7.500 der Stahlboxen löschen und laden. Auch die beiden Schwerlast-Schwimmkräne der HHLA liegen nur unweit an der Kaimauer. Sie müssen helfen, wenn zum Beispiel gewaltige messingglänzende Schiffspropeller aus mecklenburgischer Spezialproduktion für die Werften nach Asien verladen werden. Das ist eine sehr effiziente Beifracht, die auf die Containerschiffe unter Deck verladen wird. Schiffe der China COSCO SHIPPING Corporation laufen seit Jahrzehnten den CTT an. Ganz genau am 27. August 1982 erreichte mit der „MV FEN HE 01“ das erste chinesische Schiff den Tollerort. Es war 170 Meter lang und transportierte nur ungefähr 1.200 Standardcontainer (TEU). Die „COSCO SHIPPING VIRGO“ kommt heute auf maximal 20.000 TEU.
Mit der Zahl der Stahlboxen wuchs auch die chinesische Reederei, deren Containerschiffsflotte heute die viertgrößte der Welt ist. Sie transportiert einen erheblichen Teil der Waren, die zwischen den Wirtschaftsnationen Deutschland und China ausgetauscht werden. Hamburg hat sich also auch mithilfe von COSCO und ihres deutschen Partners HHLA zu einer der wichtigsten europäischen Drehscheiben im Seeverkehr mit China entwickelt. 2022 war China zum siebten Mal hintereinander stärkster Handelspartner Deutschlands. In dem Jahr hatten die ausgetauschten Waren zusammen ein Gewicht von mehr als 24 Millionen Tonnen.
Der Handel mit China wird zu ca. 80 Prozent mit Schiffen abgewickelt. Andere Wege sind für so große Mengen nicht geeignet, Seehäfen unverzichtbar. Der Anteil des Hamburger Hafens am gesamten Handel Deutschlands mit der Volksrepublik liegt bei etwa 40 Prozent. „Seit langer Zeit ist der Hamburger Hafen ein zentraler Anlaufpunkt für Waren aus und für China“, sagt Axel Mattern, Vorstand von Hafen Hamburg Marketing e. V. „Dadurch sind vielfältige partnerschaftliche Kontakte entstanden, die der Hamburger Hafen pflegt.“
Als Repräsentant der HHLA in China muss Lars Anke sich mit vielen Besonderheiten arrangieren. Und das sollten auch die europäischen Partner im Umgang mit der Volksrepublik tun, gibt der China-Kenner zu bedenken.
China ist der wichtigste Partner der deutschen Industrie und liefert die meisten Waren für den Konsum. 24 Millionen Tonnen Handelsvolumen sprechen eine deutliche Sprache.
Anteil am gesamten Handel Deutschlands mit China fallen auf den Hamburger Hafen
des Warenverkehrs mit China wird per Schiff abgewickelt
des Hamburger Hafens im See-Containerumschlag (in 1.000 TEU)
* inklusive Weitertransporte in andere Bestimmungsländer
Nicht nur für die HHLA sind diese wirtschaftlichen Beziehungen bedeutsam. Sie bieten enormes Potenzial für die zukünftige Entwicklung des gesamten Hamburger Hafens. Die langjährigen und guten Beziehungen zu chinesischen Kunden und Partnern sind die Basis dafür, dass COSCO SHIPPING Ports Ltd. eine Minderheitsbeteiligung von 24,99 Prozent an der Betreibergesellschaft des CTT vereinbarte. Angela Titzrath, Vorstandsvorsitzende der HHLA, wertet das als ein gutes Zeichen für die Zukunft: „Wir heben unsere Zusammenarbeit auf eine neue Ebene und stärken die Position Hamburgs als nordeuropäischen Hub für Waren aus und nach Fernost.“ Das ist notwendig, denn Hamburgs traditionelle Wettbewerber in Rotterdam und Antwerpen engagieren sich sehr stark im Seeverkehr mit China. Andere Häfen wie Piräus, Valencia oder Gdansk wachsen rasant, auch dank der Beteiligung von Reedereien oder der mit ihnen verbundenen Terminalgesellschaften.
Diese Art der Vertiefung von Geschäftsbeziehungen durch Beteiligungen ist in Europa und anderen Weltregionen, wie etwa auch in China, übliche Praxis. Sie hilft, Ladung langfristig an einen Standort zu binden und effizienter zu managen. Durch die Zusammenarbeit mit COSCO am CTT wird so der maritime Standort Hamburg langfristig gestärkt. Die blauen Containerschiffe sollen auch weiterhin zur Versorgung Deutschlands und Europas mit unverzichtbaren Produkten aus der ganzen Welt beitragen.
Im Rahmen einer Partnerschaft zwischen der HHLA und COSCO beteiligt sich COSCO mit 24,99% am HHLA Container Terminal Tollerort.
Aktualisiert am 24.07.2023