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Innovative IT-Lösungen verbessern nicht nur die Kommunikation zwischen den an der Lieferkette Beteiligten. Sie erhöhen auch Effizienz, Sicherheit und Nachhaltigkeit des Lkw-Transports. Das alles funktioniert aus dem Führerstand und dem Home-Office!
Die Digitalisierung hat längst Einzug gehalten in den Alltag, auch im Hamburger Hafen. Dort geht es vor allem im Straßenverkehr zu Stoßzeiten richtig eng zu. Digitalisierung hilft, die knappe Zeit zu sparen, den Überblick zu behalten und die Abläufe sicherer und effizienter zu gestalten. „Transparenz in der Lieferkette ist ein wichtiger Erfolgsfaktor“, sagt Marijo Pavlovic, Leiter Operation beim Container-Transport-Dienst (CTD). Die Trucking-Tochter der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) ist nicht nur spezialisiert auf Umfuhren zwischen den Hafenterminals und Depots in Hamburg. Sie erledigt als intermodaler Dienstleister auch Transporte auf der ersten und letzten Meile an mehreren deutschen Standorten.
CTD setzt bereits seit vielen Jahren auf innovative IT-Lösungen. Sie sollen logistische Prozesse optimieren, Transporte beschleunigen und helfen, Lkw komplett digital abzufertigen. „Seit wir die Software Cargo Support nutzen, bleibt den Truckern beispielsweise die Fahrt zur CTD-Zentrale erspart“, erzählt Pavlovic. Früher mussten sie dort am Tresen die schriftlichen Aufträge abholen, heute bekommen sie diese über die „Smile“-App automatisiert auf ihr Smartphone oder Tablet. Smile steht dabei für „Smart Last Mile Logistics“ und ist eine Anwendung, die für eine papierlose Kommunikation sorgt. Für die dadurch entstehenden CO2-Einsparungen wurde CTD von der UmweltPartnerschaft Hamburg ausgezeichnet.
„Bei uns intern ist kein Stückchen Papier mehr im Umlauf – wir haben seit 2013 alle Prozesse digitalisiert, sämtliche Frachtdokumente werden elektronisch erstellt“, fügt Pavlovic hinzu. Nebeneffekt aus der Corona-Pandemie, durch die die Digitalisierung einen ordentlichen Schub bekommen hat: Disponenten und Mitarbeiter des Customer Service müssen nur noch fünf Tage im Monat vor Ort sein, die restliche Zeit arbeiten sie von zu Hause aus. Die Bürofläche wurde halbiert, flexible Arbeitsplätze entstanden.
Cargo Support, die Speditions- und Logistiksoftware, sorgt für die reibungslose Kommunikation und Abwicklung zwischen den Beteiligten der Lieferkette. Pavlovic hält die Software des gleichnamigen Nürnberger IT-Hauses für den Branchenprimus beim Containertransport. Über Schnittstellen laufen die Aufträge aus den Transportmanagementsystemen (TMS) der Kunden direkt in die CTD-Version von Cargo Support. Alle eingehenden Daten werden automatisch auf die CTD-Codes umgeschrieben. Fehlen Daten, löst die Software unter Aufsicht des Customer Service automatisiert die Nachfrage beim Kunden aus, solange bis die erforderlichen Angaben komplett sind. www.ctd.de
Bei uns intern ist kein Stückchen Papier mehr im Umlauf.
„Fahrer, die für uns Boxen umfahren, müssen nichts in die Smile-App eintippen,“ erläutert Pavlovic stolz. Sie fotografieren lediglich die Rückseite der Container, auf der alle relevanten Informationen wie Containernummer, ISO-Code oder die maximale Zuladung stehen. Die Smile-App ist in der Lage, aus dem Foto alle notwendigen Daten zu extrahieren. Sie informiert Kunden, sofern sie es wünschen, automatisiert und in Echtzeit, jede Stunde oder einmal am Tag über den Status des Auftrags: erhalten, bearbeitet, disponiert, Fahrer ist unterwegs oder Fahrer ist angekommen.
Die Mitarbeiter auf den Terminals werden ebenfalls in Echtzeit informiert. So erhält beispielsweise die HLS Port Logistic Services, das Umschlags- und Lagerei-Unternehmen im Hamburger Seezollhafen, automatisiert die Nachricht, dass ein bestimmter Container in Kürze abgeholt wird und setzt wiederum seine Reachstacker-Fahrer digital in Kenntnis, damit diese den entsprechenden Container sodann bereitstellen. Die Frachtpapiere werden elektronisch über integrierte Plattformen gesendet und empfangen.
Die Smile-App hilft, die Zusammenarbeit zwischen Logistikunternehmen, Fahrern, Terminals, Zollbehörden, Kunden und Disponenten immens zu vereinfachen. Die zentrale digitale Plattform verbindet die Akteure miteinander und fördert den reibungslosen Austausch von Informationen. So finden inzwischen auch automatisierte Zollkontrollen statt. Terminals und Behörde kommunizieren elektronisch, was den Zeitbedarfs für die Abwicklung erheblich reduziert.
Lkw-Fahrer, die auf das Terminalgelände müssen, identifizieren sich bislang noch mit der sogenannten Truckerkarte, die die Terminalbetreiber HHLA und Eurogate vor knapp 20 Jahren eingeführt haben. Bald schon soll jedoch die moderne Trucker- und Authentifizierungs-App passify diese ablösen. HHLA Next, die Innovationseinheit der HHLA, hat passify entwickelt. Mit der App schreitet die Digitalisierung weiter voran. Sie ermöglicht es, jeden Trucker, der auf das Terminalgelände will, eindeutig zu identifizieren.
Täglich werden mehr als 6.000 Trucks an den Hamburger HHLA-Terminals abgefertigt, um Container an- oder auszuliefern. „Jeder registrierte Fahrer wird künftig verifiziert und bei der Terminaleinfahrt digital authentifiziert“, erläutert Marcel Wiegand, Co-Founder von passify. Es wird also sichergestellt, dass der Ausweis echt ist und der Fahrer die Person ist, die er vorgibt zu sein. Da Fahrer damit künftig alles über ihr Smartphone erledigen können, müssen sie nicht mehr in die Warteschlange am Terminal einreihen. Die Lkw-Fahrer profitieren davon, dass bei Nutzung von passify bald die gesamte Lkw-Abfertigung digital gestützt wird.
„Die Fahrer müssen ihren Truck kaum noch verlassen und können sich so Wartezeiten an verschiedenen Punkten in der Lieferkette sparen“, betont Wiegand. Aus Sicht der Terminals liegt der Effizienzvorteil darin, dass sie keine zusätzliche wartungsintensive Hardware bereitstellen müssen. passify wurde nicht ausschließlich für die HHLA entwickelt, sondern soll verschiedene Logistikakteure perspektivisch dabei unterstützen, ihre Lkw-Abfertigung zu optimieren.
Längst etabliert ist das Slotbuchungsverfahren, das in Hamburg bereits seit 2017 für die Containerabfertigung verpflichtend ist. Durch die Zeitfenstervergabe vermeiden die Terminals Abfertigungsspitzen und können die Lkw gleichmäßiger über den Tag verteilen. „Wir konnten Verkehre in die Nacht verlagern, wo weniger los ist“, stellt Pavlovic fest. Ergebnis: Die Fahrzeugflotte lässt sich gleichmäßiger auslasten sowie die Kapazitäten im Tagesgeschäft erhöhen. Zudem stehen die Lkw weniger im Stau und die Zahl der Leerfahrten hat drastisch abgenommen. Schöner Nebeneffekt: Betriebskosten sowie CO2-Emissionen sind ebenfalls gesunken.
Da alles digital läuft, werden die Aufträge nachts mittlerweile automatisiert zugewiesen. „Wir benötigen damit in der Nacht keine Disponenten mehr“, sagt Pavlovic. Ankommende Fahrer erhalten – passend für ihren Slot – einen Zugangscode, den sie in die Smile-App eingeben und der ihnen die Einfahrt ins Terminal erlaubt. Mithilfe des GPS-Systems teilen sie ihre gegenwärtige Position mit sowie mit welchen Lkw und Chassis sie unterwegs sind. Daraus kombiniert die Autodisposition, wie viel sie laden oder welchen Containertyp sie fahren dürfen und selektiert anschließend die Aufträge. Dieser Prozess orientiert sich an der sogenannten Kölsch-Logik: Er endet erst, wenn der Fahrer nichts mehr bestellt, also Feierabend machen will.
Neben der Disposition könnten auch Lkw-Fahrer noch mehr entlastet werden, da mittlerweile sogar innerhalb der Terminals vollautomatisiertes Fahren möglich ist. Auf dem HHLA Container Terminal Altenwerder (CTA) wurden im Rahmen des Projekts „Hamburg TruckPilot“ autonom fahrende Lkw bereits erfolgreich getestet.
Die HHLA arbeitet seit Jahren an der Mobilität der Zukunft mit. Auf ihren Anlagen werden verschiedene neue Lösungen für den Straßen- und Terminalverkehr erprobt. Autonom fahrende Lkw waren bereits im Rahmen des erfolgreichen Projekts „Hamburg TruckPilot“ auf dem HHLA Container Terminal Altenwerder (CTA) unterwegs.
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Doch das ist Zukunftsmusik. Wenn in der Gegenwart ein Auftrag schließlich erledigt ist, wird wiederum automatisch der Abrechnungsprozess ausgelöst. Cargo Support prüft alle Daten auf Plausibilität, erstellt eine Rechnung und versendet diese als PDF-Datei per E-Mail oder über die entsprechende Schnittstelle an den Kunden. Die HHLA-Buchhaltung bekommt die Daten zum Abgleich ebenfalls elektronisch zugestellt. Das System ist zudem in der Lage, Gutschriften zu generieren. Die Vorteile der automatisierten Abrechnung liegen auf der Hand: Weder wird Papier verbraucht, noch entstehen Kosten für den Postversand. Der bürokratische Aufwand sinkt und die Logistikkette wird nachhaltiger.
Und last, but not least: Sämtliche Daten werden gesammelt und lassen sich in Echtzeit analysieren, beispielweise Kraftstoffverbrauch und Fahrzeugzustände jederzeit überwachen. Flottenbetreiber und Spediteure können anhand der Analyseergebnisse ihre Routen, Ladungsplanungen und Betriebsabläufe optimieren. Mit Hilfe von „Predictive Maintanance“ lassen sich Fahrzeugprobleme frühzeitig erkennen, um Ausfallzeiten zu minimieren.
Die Analyse der Daten verspricht allen beteiligten Akteuren in der Lieferkette zusätzliche Benefits. Nachhaltigkeit, Effizienz und Sicherheit des Straßentransports lassen sich weiter erhöhen und gleichzeitig Kosten reduzieren.
Text und Fotos: Nicole de Jong
Veröffentlicht am 27.9.2023