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Bereits 1928 wurden die ersten beiden HHLA-Schwimmkräne gebaut. Ihre "jüngeren" Schwestern mit den Baujahren 1941 und 1957 sind noch heute im Einsatz - und leisten echte Schwerstarbeit.
Frisch strahlt das helle Grau der HHLA-Schwimmkräne in der Frühlingssonne. Sie wirken nagelneu, jedenfalls von außen. Kein Wunder, denn sie werden mit Sorgfalt, viel Aufwand und ebenso großer Liebe gepflegt. Erst innen, in den vielfach überstrichenen Gängen, verraten Blechschilder ihr wahres Alter.
HHLA III wurde 1941 für die Marine gebaut, musste den Hamburger Werften beim Bau von Kriegsschiffen und danach beim Wiederaufbau des zerstörten Hafens helfen. Dort nahmen Mengen und Größen der umzuschlagenden Güter bald wieder zu. HHLA III war als einziger Schwimmkran, der 100 Tonnen heben konnte, im doppelten Sinne schwer beschäftigt. Das Amt für Strom- und Hafenbau ließ deshalb 1957 einen neuen Schwimmkran mit 200 Tonnen Hublast bauen, der heute als HHLA IV fährt.
Denn beide gingen in den 60er-Jahren in den Besitz der HHLA über. Die Schwimmkräne - die man im Hafen gerne Krane nennt - funktionieren als unbegrenzt drehbare Doppellenker-Wippkräne, deren stabiles Gestänge die horizontale Lastführung gewährleistet.
Die höher aufragende HHLA III kann „nur“ 100 Tonnen heben, bringt es aber durch ihre bemerkenswerte Höhe von 76 Metern zu einem Hubweg von 48 Metern. HHLA IV muss als jüngste die schwersten Kolli im Hafen anpacken. Der etwas kompaktere Gigant hebt bis zu 200 Tonnen und wiegt selbst 2.750 Tonnen. Trotzdem lässt sich der rechteckige Ponton selbst voll beladen noch millimetergenau steuern. Unter den Propellern der Backbord- und Steuerbordmaschinen liegen vertikal verstellbare Messer, die feine Kurskorrekturen mit geringstem Schub umsetzen können.
Zur Schwimmkranflotte gehörten bis in die 80er-Jahre noch zwei 30-Tonner: HHLA I und HHLA II. Sie wurden 1928 von Hamburger Weltfirmen gebaut, die heute beide nicht mehr existieren: der Deutschen Werft und dem Kranhersteller Kampnagel. 1986 wurde HHLA I dem Museumshafen Ovelgönne übergeben, wo man sie immer noch besichtigen kann. Sie brachte es als damals ältester aktiver Kran des Hamburger Hafens auf mehr als 100.000 Einsatzstunden.
Zum Jahreswechsel 2011/2012 lag HHLA III monatelang eingehüllt im Vorhafen. Der hoch aufragende Ausleger, der die meisten Anlagen im Hafen überragt, war demontiert, der Rest sandgestrahlt und lackiert worden. Per Schiff kamen neu angefertigte Teile aus Polen, das schwerste wog 65 Tonnen. Mit Unterstützung von HHLA IV wurden die Druck- und Zuglenker, Auslegerspitze und Schwinge ausgeladen. An Land musste das übergewichtige Puzzle mit Mobilkränen wieder zusammengesetzt und montiert werden, inklusive sämtlicher Rollen, Lager, Aufstiege und Stahlseile, von denen jedes vier Zentimeter dick und 500 Meter lang ist.
Im Februar 2012 hob die 71 Jahre alte Lady vor den Augen der Prüfer vom Germanischen Lloyd und von der Berufsgenossenschaft 110 Tonnen - 10 Tonnen mehr als das übliche Höchstgewicht -, ohne zu ächzen. Sie erfüllt weiterhin alle Sicherheitsanforderungen, der Germanische Lloyd überwachte jeden Reparaturschritt, prüfte alle Schweißnähte und Verkabelungen.
Schwimmkran HHLA IV arbeitete knapp 60 Betriebsjahre mit seinen beiden MAN-Motoren, für die es mittlerweile keine Ersatzteile mehr gibt. Sie wurden 2015 in einem aufwändigen Verfahren durch neue, leistungsstärkere Motoren der Firma Anglo Belgian Corporation (ABC) ersetzt.
Nur im Panamakanal und in der Werft von Long Beach gibt es ähnlich betagte Exemplare, die noch fleißig im Einsatz sind. Trotz ihres Alters sind sie stets einsatzbereit und sehr leistungsfähig. Meist liegen sie neben Großcontainerschiffen und verladen Lasten, die für Containerbrücken zu schwer sind. Riesige Schiffsschrauben sind eines der häufigsten Schwergüter. Für deren Lagerung gibt es genug Platz, direkt neben dem HHLA Container Terminal Tollerort am Hachmannkai. Der Standort liegt fast ideal, genau gegenüber von Blohm & Voss und MAN, beides gute Kunden. Obwohl neue Schiffsabmessungen und zunehmende Gewichtsanforderungen die Flotte immer wieder an ihre Grenzen bringen, werden die alten Ladys bei der HHLA bestimmt nicht einrosten.