Weibliche Vorbilder unterstützen

Mehr Frauen im Top-Management sorgen für mehr Vielfalt für Unternehmen. Welche Vorteile hat das?

Auf ein großes Medienecho ist im Januar 2023 eine Analyse des Beratungs- und Wirtschaftsprüfungsunternehmens Ernst & Young gestoßen. Danach schaffen es immer mehr Topmanagerinnen an die Spitze börsennotierter Unternehmen in Deutschland. Im Schnitt sind 15,5 Prozent des Topmanagements weiblich. Bei der HHLA steht an der Spitze mit Angela Titzrath schon seit 2017 eine Frau als Vorsitzende des Vorstands. Das ist bei börsennotierten Unternehmen in Deutschland nur selten der Fall.

Welche Vorteile hat das? Weshalb werden Vielfalt und Inklusion im Management und an allen anderen Stellen im Unternehmen gefördert?

Diese Fragen kann Nicole Knaack beantworten, die seit kurzem an Bord der HHLA ist und die neu geschaffene Stabstelle für Diversity & Inclusion (D&I) leitet. „Diverse Teams haben grundsätzlich großes Potenzial“, sagt sie. Alles deute darauf hin, dass sie im Vergleich zu homogenen Teams innovativer sind, die besseren Lösungen finden, auch in einem komplexen Umfeld stark agieren, resilienter und agiler arbeiten.

Und dabei geht es um weit mehr Dimensionen als nur um das Geschlecht. Unterschiedliche Blickwinkel, Erfahrungen und Kompetenzen, die in heterogenen Teams zusammenkommen, führen zu mehr Ideen und damit höherem Innovationspotenzial, so Nicole Knaack. Eine Einschränkung aber macht sie: „Es hat sich gezeigt, dass diverse Teams ihre Stärken nur unter bestimmten Bedingungen zum Einsatz bringen können. Auch in den Führungs- und Managementpositionen muss Vielfalt und ein Verständnis für ihre Vorteile vorhanden sein. Und der wichtigste Punkt: ohne inklusive Führungsfähigkeiten werden sich Verhältnisse nicht verbessern.“

Identität nicht am Eingang abgeben

Vielfalt im Unternehmen lohnt sich, macht aber auch Arbeit, weiß Nicole Knaack. Die Leiterin der Stabsstelle für Vielfalt & Inklusion will Diversität bei der HHLA ganz strategisch fördern.

Das ausführliche Interview

Die HHLA hat 2022 erste Maßnahmen zur Implementierung eines nachhaltigen D&I Managements angestoßen. Mit der Schaffung einer Arbeitsgruppe zu D&I und der Unterzeichnung der Charta der Vielfalt fiel 2022 der Startschuss. Auch die Kommunikation zum Thema wurde in den verschiedenen internen und externen Kanälen des Unternehmens verstärkt. Zudem konnte ein Team für die Teilnahme an der Diversity-Challenge gewonnen werden, ein von der Charta der Vielfalt initiierter Team-Wettbewerb für junge Beschäftigte. Sie werden im Laufe des Jahres Projekte zum Thema Vielfalt und Inklusion entwickeln. Weitere Formate folgen…

„Wer auf vielfältige Belegschaften setzt, legt einen wichtigen Grundstein für die Zukunftsfähigkeit des eigenen Unternehmens. Vor allem Flexibilität und Offenheit sind Erfolgsfaktoren, mit deren Hilfe Unternehmen auf Veränderungsdruck durch gesellschaftlichen Wandel und globale Trends reagieren.“

Corina Christen, Geschäftsführerin Charta der Vielfalt

Vielfalt und Inklusion haben sich für Unternehmen vor allem vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels zu einem kritischen Erfolgsfaktor entwickelt. Hochqualifizierte Leute, berichtet Nicole Knaack, stellten sich heute zuallererst die Frage, ob sie für ein bestimmtes Unternehmen überhaupt arbeiten wollen. Für 73 Prozent sind Vielfalt und Inklusion hier ein wichtiges Entscheidungskriterium. Erst dann beschäftigen sie sich mit einer konkreten Stelle. Vielen gilt beispielsweise ein hoher Frauenanteil im Management oder eine internationale Belegschaft mit jungen und älteren Mitarbeitenden als Indikator dafür, welcher Wind im Unternehmen weht.

Beim Thema Frauen in Führungspositionen ist überdies nicht zu unterschätzen, welche Vorbildfunktion die Managerinnen für den weiblichen Teil der Belegschaft häufig haben. Denn Repräsentanz führt langfristig zu Akzeptanz. Rollenvorbilder sind enorm wichtig dabei. So werden alte Strukturen aufgebrochen und Veränderungen herbeigeführt, die für ein Unternehmen notwendig sind, um im Wettbewerb bestehen zu können.

Aktualisiert am 8.7.2023