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Architekt Alexandre Rombourg arbeitet für die HHLA auf einer besonderen Baustelle: der historischen Speicherstadt.
Wer bei hochsommerlichen Temperaturen versucht, mit Alexandre Rombourg Schritt zu halten, kommt schnell ins Schwitzen. Der 42-Jährige springt die Treppen und Gerüstleitern auf der von ihm betreuten Baustelle in einem Tempo rauf und runter, dass man Mühe hat, ihm zu folgen. Die steilen Stufen führen hinauf auf den fünften Boden, wie die Etagen in den Häusern der historischen Hamburger Speicherstadt heißen. Aufzüge gibt es hier nicht. Noch nicht.
Unter dem in der Sonne glühenden Kupferdach befindet sich der derzeitige Arbeitsplatz des HHLA-Architekten. Von diesem „Baubüro“ aus koordiniert er den ersten Bauabschnitt der Sanierung von Speicherblock L. Dieser Block besteht aus sechs Einzelspeichern mit den Nummern 31 bis 36. "Der erste Bauabschnitt umfasst Speicher L31 – L33", erklärt Rombourg. „Hier bearbeiten wir zur Zeit eine Fläche von 17.250 Quadratmetern Bruttogeschossfläche, im gesamten Block L werden es dann 34.500 Quadratmeter sein."
Die HHLA-Vorgängerin HFLG, die Hamburger Freihafen und Lagerhausgesellschaft, hatte das ganze Ensemble der Speicherstadt, das inzwischen zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt, gebaut und die ersten Gebäude im Jahr 1888 eröffnet. Für die Hamburger Kaufleute wurde damals das modernste Logistikzentrum der Welt im neuen zollfreien Hafen errichtet.
Der Wandel in der Speicherstadt, Hamburgs einzigem UNESCO-Welterbe, ist unübersehbar.
„Heute ist alles denkmalgeschützt“, sagt Rombourg, Sohn französischer Eltern. „Wegen des Status als Welterbe wird daher jede bauliche Auswirkung auf das Erscheinungsbild des Ensembles besonders kritisch geprüft.“ Dass die Vergangenheit auch in der Zukunft erlebbar ist, dafür sorgt Rombourg, so wie derzeit bei der Sanierung von Block L. Der HHLA-Architekt kontrolliert die Arbeit der ausführenden Planer und Bauarbeiter, mit denen er immer im engen Austausch steht. „Das kann auch schon mal etwas unangenehm sein“, sagt er. „Wenn die geforderte Qualität nicht stimmt, dann müssen wir als Bauherr darauf bestehen, dass das Ganze noch mal neu gemacht wird.“ Die hohen Qualitätsansprüche begründet Rombourg mit Blick auf die Wünsche potenzieller Mieter: „Da sollte der neue Standard schon mal 50 Jahre vorhalten!“
Es ist noch gar nicht so lange her, dass die Speicherstadt öffentlich zugänglich wurde. Kurz nach der Jahrtausendwende fielen die Zollschranken und -zäune. Seither saniert und modernisiert die HHLA Block für Block des zur touristischen Attraktion gewordenen Gebäudeensembles, um die insgesamt 350.000 Quadratmeter Fläche anschließend neu zu vermieten, also auf eigene Rechnung dauerhaft weiter zu bewirtschaften.
Das ehemals größte und modernste Logistikzentrum der Welt, die Hamburger Speicherstadt, ist heute ein lebendiges City-Quartier.
Während Rombourg schnellen Schrittes einige Treppenfluchten nimmt, zeigt er begeistert auf „einen Meilenstein“ des Projekts. Auf dem dritten Boden von Speicher L33 geht der Blick hinüber zum Speicherblock, der das weltbekannte Miniaturwunderland (MWL) beherbergt. Von dort ragt seit einigen Wochen eine mit Glas verkleidete Fußgängerbrücke über den Fleet in den Speicher L herüber. „Das MWL mietet auf dieser Seite vier Böden, um seine Erweiterungspläne zu realisieren“, sagt Rombourg. „Die neue Brücke, über die auch Miniatur-Eisenbahngleise geführt werden sollen, garantiert den Betreibern auch in Zukunft den Superlativ der weltweit größten Modelleisenbahnanlage.“
Rombourg und sein Team wollen den ersten Sanierungsabschnitt von Block L bis Mitte 2022 mit der Vollvermietung abschließen. Der zweite Abschnitt, der die Speicher 34 bis 36 umfasst, soll voraussichtlich im Jahr 2027 fertig gestellt sein. Der Speicherblock L wird Rombourg, der 2017 zur HHLA kam und seither dieses Projekt vorantreibt, also noch lange beschäftigen. Die Faszination der Speicherstadt, die jährlich viele Touristen aus aller Welt begeistert, fesselt auch Architekten immer wieder aufs Neue.